Laß' Körper sprechen!

Der „Focus“ ging angesichts des TV-Duells vor der letzten Bundestagswahl mit der einstigen Kandidatin und momentanen Regierungschefin Angela Merkel hart ins Gericht. Sie habe zwei rethorische Gesichter: Auf der einen Seite steht ein charmanter Ausdruck mit einem – so gut es geht – verschmitzten Lächeln. Doch wenn Angela Merkel unter Beschuss gerät, falle sie „energetisch in sich zusammen“. Ihr Gesicht wirke leblos, maskenhaft – im schlimmsten Fall schienen Merkel förmlich die Gesichtszüge zu entgleisen und sie verzöge ihr Gesicht ähnlich einer Übersprungshandlung zu Grimassen, so der „Focus“.

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"Angie" geht in die Offensive. Foto: welt.de

Nicht nur ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte, auch der Körper besitzt ein gewaltiges Ausdrucksvermögen. Denn lediglich sieben Prozent der eigentlichen Aussage kommen beim Empfänger an. Dass der Ton die Musik macht, bestätigen eindrucksvolle 38 Prozent, die auf der Haben-Seite des Klanges (Intonation) stehen. Fehlen noch fulminante 55 Prozent, die die Körpersprache für sich verbuchen kann.
Augenaufschlag, Handzeichen, Körperkontakt und Bewegungsmuster machen also eine Menge aus, wenn es darum geht, einem oder mehrerer Gesprächspartner etwas mitzuteilen. In diesem Sinne kann die entsprechende Mimik und Gestik eine Nachricht komplett sinnentfremden. Die beste verbale Aufmunterung kommt eben nicht an, wenn ich mich mit hängenden Schultern und trübem Blick präsentiere.

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Wenn ich oben angekommen bin, schreibe ich eine Ansichtskarte: "Titan" Kahn mit einem eindringlichen Fingerzeig. Foto: cocolog-nifty.com

Doch welches Geschlecht hat die besseren Rezeptoren für die Artikulation des Körpers? Klar, die Frauen! Man kann ihnen wirklich nichts verheimlichen, sei es ein kleines, negatives Erlebnis im Alltag oder der stets heruntergespielte Vollrausch am Wochenende.
Lehrer sind da weniger durchschaubar, zumindest wenn sie ihr Pult so richtig schön vollmüllen. Das bedeutet nämlich: „Ich möchte nicht gestört werden, ich bin für die Schüler nicht erreichbar.“ – Der Turmbau zu Babel aus Lehrmaterial sorgt für ein kleines Versteck vor der Ausübung des Berufes.
Auf der offensiven Seite steht der das von unzähligen Schülern gehasste, omnipotente Durch-die-Reihen-Schlendern des Lehrkörpers. Ein gezielter Blick über die Schulter aus der Vogelperspektive, ein langer Arm mit gestrecktem Zeigefinger, der sich wie ein Pfahl durch die markante Stelle in Heft bohrt, und die Einschüchterung ist komplett. Auch wenn die Knie knirschen: Der Hinweis kommt auf Augenhöhe wesentlich bessern an.
Und so werden wir in Zukunft öfters einmal unserer Kanzlerin beim Reden zusehen, stets auf der Suche nach einem dritten rethorischen Gesicht…
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